Grübelnd kneift Jelena die Augen zusammen, als er seine Forderung äußert. °Ein eigenes Büro? Naja, Platz sollten wir noch haben. Und die Begründug klingt plausibel.° Langsam nickt sie. "Das müsste sich einrichten lassen. Natürlich erhalten Sie dadurch keine Sonderstellung, sie sind ein Mitarbeiter wie jeder andere, auch mit eingenem Büro. Aber wenn es Ihnen hilft, soll unsere Zusammenarbeit nicht daran scheitern." Sie reicht ihm die Hand. "Deal. Auf der Karte mit den Regeln steht auch unsere Adresse, schauen Sie da die nächsten Tage mal vorbei, dann klären wir alles Organisatorische, und wenn Sie Glück haben, kann ich Ihnen dann auch schon ihr Büro zeigen."

Seinen selbstbewussten Kommentar quittiert Jelena mit einem herausfordernden Blick. "Ich hoffe für Sie, dass Sie keine Sonderstellung bei mir anstreben. Denn die sind verdammt schwer zu kriegen." Sie lächelt ihr typisches, kühles Lächeln. "Ich heiße übrigens Jelena." Genau wie er steht sie auf, weil jetzt alles erledigt scheint, als er jedoch illegale Boxkämpfe erwähnt, fährt sie herum und schaut ihn durchdringend an. "Sie wollen zu einem illegalen Boxkampf? Hier in Berlin? Tja, ich schätze, dann haben wir das selbe Ziel. Nur dass sie mich auf der anderen Seite der Ring-Eingrenzung finden werden." Sie bezahlt ihr Getränk und geht dann in Richtung Eingang. Vor der Tür bleibt sie stehen und dreht sich zu ihm. "Sie sollten nochmal überdenken, auf wen Sie ihren Wetten setzen."

Jelena ist bereits etwas vor 10 Uhr in der Bar und bereitet sich innerlich schon darauf vor, auf ihre Verabredung zu warten, da sieht sie den Kerl in einer der hinteren Ecken sitzen. °Pünktlich ist er, das muss man ihm lassen.° Der Amerikaner scheint sie noch nicht bemerkt zu haben, da er grade mit seinem Handy beschäftigt ist, also nutzt sie die Gelegenheit, um langsam den Raum zu durchqueren und sich hinter Lex zu stellen. Kurz bevor sie bei ihm ankommt, muss sie innerlich den Kopf schütteln. In seinem roten Mantel und seinen weißen Handschuhen fällt der Typ auf wie Moby Dick in einer Model-WG. Da er sich ihrer Gegenwart offensichtlich immer noch nicht bewusst ist, beugt sie sich vor und raunt ihm ins Ohr: "A red leather coat? You're really a master at being inconspicuous, huh, buddy?"*

(*"Ein roter Ledermantel? Du bist wirklich ein Meister darin, unauffällig zu sein, was, Kumpel?")

Auf seine Aufforderung zieht Jelena einen Stuhl zu sich heran und setzt sich kerzengrade gegenüber dem Amerikaner hin. Durchdringend schaut sie ihm in die Augen, während sie ihren Rucksack zu ihren Füßen abstellt. In der abgenutzten grauen Tasche trägt sie einige... Tricks mit sich herum, um für Überraschungen gewappnet zu sein, schließlich weiß sie immer noch nicht, was sie von Lex halten soll. "Ginger Ale for me", beantwortet sie seine Frage, "but you'll have to go to the bar if you wanna drink something, they don't take orders at the table here." Ihr Blick gleitet flüchtig zu den Dokumenten auf dem Tisch, dann blickt sie wieder zu Lex, der ihr die linke Hand reicht. Sie ergreift sie nicht, sieht ihn nur weiter mit verschränkten Armen an. "Now that you're already standing...", meint sie dann, und deutet mit einer ausschweifenden Geste in Richtung Bar.

(*"Ginger Ale für mich, aber du wirst an die Bar gehen müssen wenn du was trinken willst, sie nehmen hier keine Bestellungen am Tisch an. Jetzt, wo du schon stehst...")

Kaum dass Alexander sich umgedreht hat, gleitet Jelenas Hand zu ihrem Rucksack und öffnet den Reißverschluss. Ein wenig wühlt sie herum, dann zieht sie hintereinander einen kleinen Götterstein, einen Aquamarin-Ring und ein Glas mit einem zerriebenen Hühnerfuß darin hervor. Mit flinken, geübten Bewegungen greift sie den Salzstreuer von der Tischplatte und schüttet unauffällig etwas Salz in einem Kreis um den Tisch, dann legt sie den Ring an und schüttet etwas von dem Hühnerfuß-Pulver über ihre Hände. Gut verreibt sie die Zutat, damit nichts mehr von ihr zu sehen ist, dann verschwindet das mittlerweile nur noch halbvolle Glas wieder in der Tasche. Zu guterletzt murmelt sie die Fokuswörter, einige Phrasen auf Haitianisch, deren Bedeutung sie selbst nicht genau kennt, und steckt den Stein in ihre Tasche, wo er auf seinen Einsatz wartet.

Nicht zu früh beendet Jelena das kleine Ritual, denn kaum ist der Stein verschwunden, kehrt Lex auch wieder zum Tisch zurück. Wortlos nimmt sie das Ginger Ale entgegen, nickt dem Amerikaner zu und trinkt einen Schluck. Sie spürt, wie die süße Flüssigkeit ihre Kehle hinunterrinnt, dann reicht sie ihm ihre rechte Hand. "Thanks for the drink, man. And sorry I didn't shake your hand before, I'm kinda distrustful sometimes.*" Während sie darauf wartet, dass Lex ihre Hand ergreift, wandert ihre linke Hand zu ihrer Tasche, bereit den Götterstein hervorzuziehen und ihr Gegenüber durch ihn zu betrachten. °Gleich weiß ich, was du bist, mein Freund...°

(*"Danke für das Getränk, Mann. Und entschuldige, dass ich vorhin nicht deine Hand geschüttelt hab, ich bin manchmal etwas misstrauisch.")

Eine große Zufriedenheit erfüllt Jelena, als Lex nach ihrer Hand greift. Dieses ganze Manöver hängt davon ab, dass er nicht zu misstrauisch ist. Der zweite heikle Schritt folgt jetzt. Kaum hat sich ihre Hand um seine geschlossen, zieht sie die ihre zurück. Glücklicherweise funktioniert ihr Plan und sie hält seinen weißen Handschuh in den Fingern. Die Hexe schmeißt das Leder zu Boden und grade als Alexander seine Hand flugs zurückziehen will, greift sie mit ihrer Hand nach und hält seine so fest sie kann. Ihre linke Hand zieht flink den Götterstein hervor und hält ihn vor ihr Auge, sodass sie hindurchsehen und das wahre Wesen ihres Gegenübers erkennen kann.

Was sie erkennt ist - nichts. Beziehungsweise, sie erkennt einiges durch das magische Okular, doch sie versteht es nicht. Die astralen Signale, die der Körper des Amerikaners sendet, ähneln keinem Einzigen, das Jelena je gesehen hat. Er ist kein Geschöpf der verlorenen Reiche, kein Kind der Erde oder des Meeres und kein Tiergeist schlummert in ihm. Es erscheint Jelena fast, als wäre er nicht von dieser Welt. "What the hell?! Who... What are you, goddammit?" Zum ersten Mal seit langem spürt Jelena wieder echte Fassungslosigkeit. Sie ist mit ihrem Latein am Ende.

Nach außen hin beruhigt sich Jelena sehr schnell wieder. Die Verblüffung verlässt ihr Gesicht und wird durch den gewohnten, abgebrühten und kühlen Blick ersetzt. Ihre Muskeln entspannen sich wieder und als Lex ihre Hand quetscht, schafft sie es, einen Schmerzensschrei zu unterdrücken. °Hast ja ganz schön Kraft in den Händen, Junge.° Auf seinen Spruch bezüglich der "hag" reagiert sie, indem sie sich auf dem Stuhl rumdreht, sodass sie ihn ansehen kann. Ihr Blick ist wie sonst auch scheinbar unbeeindruckt. "The only surprise is that you're something... new. I'm not stunned that you know what I am*", °Nicht überwältigt, aber angepisst schon°, "you just seem to be well informed." Mit einer Hand deutet sie auf die Blätter auf dem Tisch. "My only question is: When you allready know about me and the Medea Inc, what do you want from me?**"

(*"Die einzige Überraschung ist, dass du etwas... Neues bist. Ich bin nicht überwältigt, dass du weißt was ich bin"
**"Du scheinst nur gut informiert zu sein. Meine einzige Frage ist: Wenn du schon über mich und die Medea Inc. Bescheid weißt, was willst du dann von mir?")